60 Jahre DDR-Volksaufstand am 17. Juni 1953
Vor 60 Jahren am 17. Juni 1953 sind rund eine Million Berliner auf die Straße gegangen. Ost- und West-Berliner wollten gegen die SED und die Umwandlung der DDR in ein sowjetisches Wirtschaftssystem demonstrieren. Für das DDR-Regime war es klar, dass der Aufstand alles umkippen könnte. Für die Bevölkerung war es danach klar, dass die Existenz der DDR nur mit Hilfe der Gewalt der sowjetischen Panzer versichern werden könnte.
“Bürger reiht euch ein, wir wollen freie Menschen sein”
Es fing am frühen morgen an. Zehntausende Arbeiter bildeten spontane Demonstrationszüge in den Straßen von Ost-Berlin – von der Baustelle in der Stalinallee gingen sie zur Wallstraße, Sitz des FDGB, und zum Haus der Ministerien in der Leipziger Straße. Die Demonstranten wurden immer mehr, die Züge immer größer. Andere Arbeiter schlossen sich den Demonstrationen an. Vom einem lokalen Berliner Protest wurde es ein DDR-Volksaufstand gegen das Regime.
Damals war Berlin in 4 Sektoren geteilt, viele West-Berliner haben in Ost-Berlin gearbeitet und waren auch von den neuen Wirtschaftsmaßnahmen betroffen. Bis die sowjetischen Panzer auffuhren. Die ersten Schüsse fielen um die Demonstranten zu vertreiben. Doch die Demonstranten hielten durch, stellten sich vor die Panzer, warfen Steine – umsonst.
Auslöser war die zunehmende Unzufriedenheit in der DDR. Seit 1949 war in der DDR die sogenannte “Stalinisierung” im Gange: Im Juli 1952 beschloss die SED den Aufbau des Sozialismus nach sowjetischem Vorbild in der DDR. Es hatte wirtschaftliche und menschliche Konsequenzen: die Betriebe wurden verstaatlicht, es gab Betriebskollektivverträge und eine Erhöhung der Arbeitsnormen im Mai 1953, um die Massenflucht der DDR-Arbeiter in den Westen zu kompensieren und keine Zeit zu verlieren. Allein im ersten Halbjahr 1953 verließen über 225.000 Menschen die DDR.
In den Tagen vor dem Volksaufstand streikten die Arbeiter auf den Großbaustellen in Ost-Berlin und riefen für den nächsten Tag zum Generalstreik auf. Schnell wurde der lokale Protest zum Volksaufstand in der DDR. In den wichtigsten industriellen Zentren wurde gestreikt und demonstriert: in Ost-Berlin sowie im Raum Magdeburg, in Jena, Gera, Brandenburg, Görlitz, Halle…
In Erinnerung an dem 17. Juni 1953
Die Zahl der Teilnehmer wird auf bis zu 1,5 Millionen Menschen geschätzt. Die sowjetische Besatzungsmacht reagierte schnell und hart. Für sie hatte die SED-Regierung die Kontrolle über ihre Bürger verloren. Der DDR-Volksaufstand bildete eine große Gefahr für den Erhalt der DDR. Noch am Mittag des 17. Juni verhängte die sowjetische Militäradministration den Ausnahmezustand und schlug jede weitere öffentliche Versammlung mit Gewalt nieder.
In der BRD wurde bereits im August 1953 der 17. Juni zum Feiertag erklärt. Auf der westlichen Seite hatte man die Ereignisse mit Aufmerksamkeit verfolgt und den Drang nach Einheit und Freiheit der Ost-Deutschen Mitbürger gespürt. Doch über die Jahre verblasste die Erinnerung an dem Aufstand. Nach der Wiedervereinigung wurde 1990 der Feiertag abgeschafft.
“Platz des Volksaufstandes”
Nun gibt es in Berlin einen “Platz des Volksaufstandes”, der in der Stadt mit einem Straßenschild an dem Volksaufstand vom 17.Juni 1953 erinnern soll. 60 Jahre nach dem Volksaufstand in der DDR wurde am 16. Juni 2013 das Areal vor dem Bundesfinanzministerium Ecke Wilhelmstraße Leipziger Straße umbenannt. Zeitzeugen aus Berlin und Brandenburg erinnern sich im rbb an den 17. Juni 1953. In ganz Deutschland gibt es dieses Jahr zahlreiche Veranstaltungen zum 60. Jahrestag des Volksaufstands. Auf der Webseite der Bundestiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur finden Sie das ganze Programm.