Wall on Wall, Mauer auf der WestSideGallery
Die Berliner Mauer als Leinwand, dies ist in der Berliner Geschichte bekannt. Im West-Berlin haben bereits in den 80er Jahren Künstler die Mauer bemalt – zur Entmystifizierung. Die East Side Gallery präsentiert Kunstwerke von 118 Künstlern, die im Frühling 1990 auf der 1300 km lang erhalten gebliebenen Mauer realisiert wurden. Jetzt stellt der deutsche Fotograf Kai Wiedenhöfer seine Fotos von weltweiten Mauern auf der Rückseite der WestSideGallery aus.
Wall on Wall: Mauer in Belfast, Nikosia, Mexico
Schwarz gekleidet guckt eine Frau durch einen gefallen Teil der Mauer: Baghdad, Sadr City, 2012. Ein amerikanischer Soldat sitzt auf einen Hügel, guckt in Richtung des Stacheldrahts, der Nordkorea von Südkorea trennt: Panmunjom, entmilitarisierte Zone, Nordkorea / Südkorea, 2012. Nur zwei Fotos vom Fotografen Kai Wiedenhöfer, die auf der WestSideGallery auf der Rückseite der East Side Gallery ausgestellt sind. Die Ausstellung “Wall on Wall” zeigt Fotos von Mauern und Grenzgebieten überall auf der Welt: Belfast, Mexico, Melilla, Bagdad… Es sind sachliche und journalistische Fotos, die daran erinnern, dass nach dem Fall der Mauer 1989 weitere Mauern enstanden sind, um Bevölkerungen zu trennen.
Mit der Berliner Mauer hat für Kai Wiedenhöfer alles angefangen. Kai Wiedenhöfer hat Dokumentarfotografie an der Folkwang-Hochschule in Essen und Arabisch in Damaskus studiert. 1989 ist er nach Berlin gekommen, um die Verbleibe der Mauer, die nun gefallene deutsch-deutschen Grenze zu photografieren. Ein Foto in der Ausstellung erinnert daran: Potsdamer Platz, am 11. November 1989. Ein NVA-Soldat steht neben der Mauer. Seit 1961 war die Mauer eine überwachte Grenze; ab dem 9. November 1989 nicht mehr. Er steht da und guckt woanders. Das schwarz-weiß Foto erinnert an der Transition nach dem Fall der Mauer: es ist keine Grenze mehr, man kann von Ost- nach West-Berlin ohne Gefahr durchgehen. Der Schießbefehl wurde eingestellt.
Zwischen 2003 und 2012 hat Kai Wiedenhöfer diese physischen Grenze, ältere oder neue fotografiert. Er ist nach West-Europa, in den Mittelosten, nach Amerika und Asien gereist. Diese Mauern sind falsche Lösungen, die keine nachhaltige und menschlische Antwort auf die religiösen, politischen oder ethnischen globalen Probleme lindern, sondern nur eine einfache Möglichkeit, den Kontakt zu vermeiden. Viele Reisen und zwei Veröffentlichungen: “Wall” und “Confrontier” gingen der Ausstellung in Berlin voraus.
Über die Nützlichkeit einer Mauer
Mit “Wall on Wall” zeigt Kai Wiedenhöfer, dass eine Mauer keine politische Lösung ist. Im Gegenteil ist sie der Beweis dafür, dass die Politik gescheitert ist. Das beste Beispiel ist die Berliner Mauer. Heute sind in Friedrichshain 1,3 km der Mauer erhalten geblieben – zur Erinnerung und als Kunstwerk. Wiedenhöfer zeigt seine Fotos auf der WestSideGallery (Rückseite der EastSideGallery). Eine Mauer, um die anderen Mauer auf der Welt anzuprangern.
Das folgende Video zeigt, wie die Ausstellung enstanden ist und die Rückseite zur WestSideGallery wurde:
Und doch ging es vor ein paar Monaten darum die East Side Gallery zu “schneiden” oder zum Teil “zu verschieben”, damit Bulldozers und LKW einen Zugang zur Spree haben konnten. Aufgrund einer Bürgerinitiative – von weitem von Politikern unterstützt – wurde die Baustelle erstmals gestoppt. Insgesamt wurden allerdings 4,80m East Side Gallery verschoben. Kai Wiedenhöfers Panorama gibt es zum 13. September auf der WestSideGallery kostenlos zu sehen.